Den meisten Polardorschen in den grossen Becken auf dem Deck geht es gut. Sie bekommen über eine Schlauchleitung ständig frisches Meerwasser. Wichtig ist vor allem, dass es schön kalt bleibt, am besten um die Null Grad oder kälter, bei 3-4 Grad ist den Polardorschen schon zu warm.
Obwohl sich Morgan Bender und Julia Gossa hingebungsvoll um die Fische kümmern, die Becken mindestens zweistündlich kontrollieren – sterben trotzdem einzelne Tiere. Doch keines soll vergebens geopfert werden. Die toten Fische werden seziert, um mehr über die Polardorsche zu erfahren.
Schon eine grobe Bestandesaufnahme offenbart einen interessanten Lebenswandel. Polardorsche haben riesige Lebern. Bei einem 20 Gramm schweren Fisch kann sie gut und gerne 3-4 Gramm schwer sein. «Die Polardorsche speichern ihr Fett in der Leber», erklärt Bender. Fett ist Energie, und Energie ist wertvoll in der harschen Arktis.
Augenscheinlich steht beim Polardorsch die Leber mit den Geschlechtsorganen im Wettbewerb. Die Sektionen zeigen: Ist ein männlicher Polardorsch in Stimmung, wachsen die Hoden auf Kosten der Leber – und zwar kräftig. Dann bringen die Hoden etwa sieben Gramm auf die Waage und die Leber vielleicht 2-3 Gramm. Die Prioritäten des Polardorschs sind klar.
Im Fischlabor steht noch ein schwarzer Eimer mit einem kleinen Zoo. Es sind ein paar Meeresbewohner, die wie die Polardorsche ins Schleppnetz geraten sind und es überlebt haben. Bender und Gossa umhegen auch sie und hoffen, vor der Rückfahrt eine Gelegenheit zu finden, sie wieder dem Meer zurückzugeben. Mein Favorit ist ein kleiner Octopus: