Zuerst trainieren wir für unsere Sicherheit, dann fangen wir lichtscheues Plankton

Noch am Abend der Abfahrt gibt es ein Sicherheitsbriefing. Was tun bei Feueralarm? Wie zieht man den Survivalanzug richtig an?

Nicht lachen, das ist gar nicht so einfach. Wie das wäre, bei Wind, Dunkelheit und vielleicht 1-grädigem Wasser, das stelle ich mir besser nicht vor.

Nils, der 2. Offizier, erkläre das richtige Verhalten: Füsse voran in die dunkle Leere springen. Mit den Händen hält man die Kapuze fest, damit beim Eintauchen kein Wasser ins Innere des Anzugs dringt. Alle versuchen, zusammenzubleiben, resp. zueinander zu finden. Hat man den Kontakt hergestellt mit einem Schicksalsgenossen, verbindet man sich mit einer Leine. So soll sich eine lange Kette aus Schiffbrüchigen bilden, die von einem Suchtrupp im Helikopter oder Schiff besser zu sehen ist.

Um etwa 23 Uhr kommt das Schiff an der ersten Station im Billefjord an. Die Forscherinnen und Forscher lassen ihre ausgeklügelten sehr feinmaschigen Netze zu Wasser, die sich in verschiedenen Tiefen öffnen und schliessen. So können sie das Plankton in den verschiedenen Wasserschichten fangen. Rolf Gradinger erklärt es so: «Das Meer ist wie ein Hochhaus, in dessen Etagen unterschiedliche Mieter wohnen. Und wir wollen wissen, wer in der Polarnacht welche Etage mietet.» Im Sommer ist die Wohngemeinschaft besser bekannt.

Weil viele Planktonwesen selbst schwaches Licht scheuen, werden beim Auswurf der Netze die Lichter gelöscht, nur Stirnlampen mit Rotlicht erleuchten die kalte Nacht auf dem Hinterdeck. Als die Netze wieder hochkommen, sind darin blau-leuchtende Punkte zu sehen. Das sind kleine Krebschen, die sich im Dunkeln selbst etwas Licht produzieren. Biolumineszenz nennt die Wissenschaft das.

Nach den Netzen lassen die Forscher ein Gestell mit Flaschen in die 150-Meter-Wassertiefe absinken. In verschiedenen Tiefen nehmen die Flaschen Wasserproben auf, Sensoren messen die Temperatur, den Salzgehalt und die Dichte. Auf einem Monitor können die Forscher live verfolgen, wie das Wasser zuerst immer wärmer wird, bei -30 Meter etwa drei Grad, danach wird es immer kälter: In 150 Meter Tiefe ist es etwa -1.5°C.  Wegen des gelösten Salzes gefriert es nicht.

Manche der Forscher schuften die Nacht durch, kommen um 6 Uhr ins Bett. Um 7 Uhr 30 gibt es Frühstück, um 8 Uhr 30 ist eine Besprechung angesetzt.

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