Im letzten Eintrag war die Rede vom Polardorsch, den die zwei Forscherinnen Morgan Bender und Julia Gossa fangen wollen, um ihn im Labor zu untersuchen. Beim Halt gestern war den beiden «Fish Girls», wie sie auch genannt werden, kein Glück beschieden. Eine genaue Durchsicht der gefangenen Fische zeigte: kein einziger Polardorsch dabei.
Um Mitternacht sind wir beim nächsten Ort angekommen, an dem die Wissenschaftler ihre Untersuchungen machen. 24 Stunden bleibt das Schiff mehr oder weniger am selben Ort, und die Crew sammelt eine Vielzahl von Proben: mit Schleppnetzen, mit einer Art Baggerschaufel, die Schlamm vom Grund auf 150 Meter Tiefe heraufholt oder einer Konstruktion aus einem Seil und Röhren, die im Abstand von 50-60 Meter daran gehängt werden. Diese «Sediment Trap» fängt feinste Schwebeteilchen auf, die im Wasser nach unten sinken – Nahrung für das Kellergeschoss des Ozeans.
Und diesmal waren Morgan Bender und Julia Gossa erfolgreich. In ihrem Schleppnetz waren fast nur Polardorsche – und das in einem guten Zustand, so dass die Forscherinnen sie gesund und munter nach Tromsø ins Labor bringen können. Der vermutliche Grund für den Polardorsch-Reichtum an diesem Ort: das Wasser ist mit ca. minus ein Grad deutlich kälter als am letzten Fangort. Und dies gefällt dem Polardorsch, diesem harten Kerl.
À propos harte Kerle – das sind nicht nur die arktischen Tiere, auch die Forscherinnen und Forscher sind hart im Nehmen. Expeditionen mit einem Forschungsschiff sind teuer, die Plätze sehr rar. Darum wird die Tour so kurz wie möglich geplant. Sobald das Schiff an einem Messort ankommt, jagt ein Experiment das nächste. Gearbeitet wird in höchst unregelmässiger Schicht, praktisch rund um die Uhr. Keine Forscherin, kein Forscher hat seit dem Start der Expedition vor 60 Stunden mehr als 5-6 Stunden geschlafen, manche nur 3-4, insgesamt. Seit gestern hat auch der Wind aufgefrischt, und so sind einige nicht nur sehr müde, sondern auch noch seekrank. Eine unangenehme Kombination.
Und noch sind 8 Tage zu bewältigen.